Da Astrologie ein wunderbares Instrument zur Selbsterkenntnis ist, kann man es nicht nur für den eigenen Entwicklungsweg nutzen, sondern auch auf die Idee kommen, ein Horoskop für sein Kind erstellen zu lassen. Doch worin unterscheidet sich die Deutung eines Kinderhoroskops gegenüber der Deutung bei Erwachsenen? Dieser Frage gehe ich in diesem Artikel auf den Grund.
Inhaltsverzeichnis
Warum überhaupt Kinderhoroskope deuten?
Der Hauptgrund, warum Eltern wegen Kinderhoroskopen anfragen, ist der Wunsch, das eigene Kind besser zu verstehen und es bereits früh nach seiner individuellen Eigenart fördern zu können. So will man dem Kind die besten Chancen im Leben eröffnen und gröbste Fehler, die Persönlichkeit des Kindes betreffend, vermeiden.
In zweiter Linie kommen Eltern in Bezug auf „Problemkinder“. Die Interaktion zwischen Eltern, Schule, Geschwistern und dem Kind läuft nicht rund und ist konfliktbehaftet – was kann also getan werden, um hier Abhilfe zu schaffen?
Bei älteren Kindern und Jugendlichen spielt dann natürlich auch noch der weitere schulische Weg und die Berufswahl eine große Rolle.
Wie alt ist das Kind?
Daher ist bei der Horoskopdeutung zunächst einmal wichtig, das Alter des Kindes zu berücksichtigen, um festzustellen, welche Faktoren zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Rolle spielen.
Sehr kleine Kinder – AC, Mond, IC und Mondknoten
Bei Babys und kleinen Kindern geht es vorrangig um die Beschreibung der Persönlichkeit als Anlage und der individuellen Bedürfnisse des Kindes. Klar, jedes Kind hat bestimmte Grundbedürfnisse, die in jedem Fall wichtig sind: Sicherheit, Nähe, Trost, Schutz, Liebe der Eltern, Unterstützung, Mut machen, neugierig sein dürfen, … Aber Kinder leben das unterschiedlich aus und je nach Eigenart des Kindes kann „Unterstützung“ oder „Trost“ etwas anderes bedeuten.
Bei kleinen Kindern legen wir in der astrologischen Betrachtung daher den Schwerpunkt auf folgende Punkte:
- Der Aszendent: der Grundtypus, die natürliche Eigenart es Kindes, wie es auf die Welt zugeht
- Der Mond: welche individuellen Bedürfnisse hat das Kind, um sich angenommen und zugehörig zu fühlen, was braucht es, um Trost und Nähe zu erleben
- Das IC: welche Werte werden in der Herkunftsfamilie vermittelt, welche Themen werden mitgegeben, womit ist das Kind seelisch tief verwurzelt
- Der absteigende Mondknoten: welche Erfahrungen und Ressourcen bringt das Kind bereits in dieses Leben mit
Ein Faktor, der an dieser Stelle oft vergessen wird, ist die Elemente-Verteilung im Horoskop des Kindes.
Starke Feuerbetonung
Dieses Kind muss etwas ausprobieren dürfen. Es verfügt über viel Energie – manchmal vielleicht auch zu viel. Bewegung und die Möglichkeit, sich auszupowern, ist hier besonders wichtig! Diese Kinder verfügen auch über einen natürlichen Mut und daher besteht etwas Gefahr, die Energie nicht richtig einschätzen zu können. Übervorsichtige Eltern können hier lernen, ihrem Kind etwas zuzutrauen und nur einzugreifen, wenn es wirklich brenzlig wird.
Starke Erdbetonung
Dieses Kind braucht vor allem Sicherheit, Stabilität und Routinen. Fixe Essenszeiten und klare Regeln helfen diesem Kind, sich zu orientieren. Da Erde ein langsames Element ist, brauchen diese Kinder Zeit und Muße, um sich mit der Welt herum auseinandersetzten zu können. Sie begreifen die Welt tatsächlich am besten durch Angreifen, Ausprobieren, selbst am eigenen Körper erfahren – Praxis spielt hier eine große Rolle. Tipp für die Eltern: Geduld haben!
Starke Luftbetonung
Dieses Kind ist neugierig, unruhig und braucht intellektuelles Futter. Geschichten vorlesen und Dinge kindgerecht erklären – statt „Das verstehst Du noch nicht, dafür bist Du noch zu klein“ – sind hier besonders wichtig. Es wird den Eltern Löcher in den Bauch fragen, bis ihnen die Luft ausgeht. Und es ist sehr ungeduldig! So ein Kind braucht vor allem Kontakt zu anderen Kindern!
Starke Wasserbetonung
Dieses Kind ist sensibel und spürt mehr, als die Eltern vermuten. Hier spielt Nähe, Mitschwingen und Träumen lassen eine große Rolle. Auch hier ist das Tempo eher gemächlich, braucht Träumen doch Zeit. Oft zeigt sich hier schon früh ein hohes soziales Empfinden für die Hilflosen. Und Haustiere sind für diese Kinder ein echtes Geschenk!
Schulkinder – Merkur, Mars und Venus, später auch Sonne
Sobald das Kind sprechen lernt, kommt Merkur mit ins Spiel, spätestens wenn es ums Lernen geht, ist der Blick auf Merkur (und ins 3. Haus) unverzichtbar. Die Stellung von Merkur verrät, wie das Kind Wissen verarbeitet, was es braucht, um gut lernen zu können und wie sein Denken ausgerichtet ist. Mit Merkur in einem Luftzeichen braucht das Kind viel intellektuellen Austausch und Abwechslung, während Merkur in Erde eher auf „Daten, Zahlen, Fakten“ steht und den Dingen eher sachlich-vernünftig auf den Grund gehen will. Merkur in Feuer braucht Begeisterung für ein Themengebiet, während Merkur in Wasser sehr offen ist für die unausgesprochenen Themen und Stimmungen.
Mars wird relevant, wenn das Kind ins „Trotzalter“ kommt – jetzt geht es darum, zu lernen, sich selbst zu behaupten, sich durchzusetzen oder sich zu wehren. Hier ist vor allem auch wichtig, wie die Eltern auf die Durchsetzungsversuche des Sprösslings reagieren. Darf dass Kind mal laut werden, oder wird es gleich „abgestellt“? Darf ein Junge sensibel sein und nicht raufen wollen? Darf ein Mädchen laut und wild sein?
Mit Venus zeigt sich das Thema Selbstbewusstsein und Offenheit für andere. Aber auch das Thema Genuss – und damit das Essverhalten – kann der Venus (neben dem Mond) zugeordnet werden. Venus zeigt auch, wie Kinder auf andere Menschen zugehen und mit ihnen auf Beziehungsebene in Kontakt treten. Und Venus zeigt auch die Umgangsformen, welche nach und nach kultiviert werden.
Ab einem Alter von ca. 7 Jahren macht es nun auch Sinn, die Sonne mit in die Deutung einzubeziehen. Der Mond entspricht unseren unbewussten Grundbedürfnissen, die Sonne unserem bewussten Wollen und dem Selbst-Bewusstsein an sich. Das Sonnenzeichen zeigt sich daher als bewusstes Element erst, wenn das Kind etwas älter ist, der Mond hingegen ist von Beginn an wesentlicher Faktor in der Deutung.
Jugendliche – das ganze Horoskop
Spätestens bei Jugendlichen nun kann man schließlich das ganze Horoskop betrachten. In diesem Alter geht es auch oft um die Berufswahl und welche Schule weiter besucht werden soll. Auch hier kann das Horoskop wertvolle Informationen liefern.
Einverständnis
Ein Punkt, der bei aller Begeisterung zur Astrologie gern übersehen wird, ist das Thema Einverständnis des Horoskopeigners. Doch wie macht man das bei Kindern?
Bei Kindern bis zum Jugendalter entscheiden die Eltern, ob sie das wollen oder nicht. Ich hatte mal eine Oma, die ein Horoskop für ihr Enkelkind machen lassen wollte. Mit Einverständnis der Eltern ist das aus meiner Sicht ok, ohne dieses Einverständnis würde ich es nicht machen.
Bei Jugendlichen empfiehlt es sich durchaus, ein Gespräch mit dem Jugendlichen anzubieten – und dieser darf dann entscheiden, ob die Eltern dabei sein sollen oder nicht.
Blick auf die Ressourcen
Bei einer Beratung für ein Kinderhoroskop würde ich den Schwerpunkt in jedem Fall auf die Ressourcen legen, auf die Chancen und Stärken, die das Horoskop anzeigt. Je kleiner das Kind, umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, wertneutrale Interpretationen anzubieten.
Jede Konstellation birgt Schattenseiten und Stärken. Und auch, wenn erkennbar ist, dass Herausforderungen zu meistern sein werden: es macht keinen Sinn, die Eltern zu verschrecken mit Horrormeldungen zum Horoskop des Kindes! Schwierige Konstellationen müssen dabei behutsam und möglichst als Bedürfnis aus Sicht des Kindes interpretiert werden!
Nehmen wir zum Beispiel einen Mond in Steinbock. Während wir bei Erwachsenen im entsprechenden Beratungskontext offen davon sprechen würden, dass hier möglicherweise die eigenen Bedürfnisse zu kurz gekommen sind, die Nestwärme vielleicht gefehlt hat und wir bereits in der Kindheit gelernt haben, gut zu funktionieren – sprich: wir auch die Schattenseiten ansprechen würden -, machen wir das bei der Kinderberatung anders. Denn bei einem Kleinkind davon zu reden, dass das Kind die Mutter (Mond) als streng oder kühl (Steinbock) wahrnehmen könnte, schreckt wohl eher ab und wird die Mutter-Kind-Beziehung wenig fördern.
Stattdessen erklären wir, was das Kind braucht, um sich wohlzufühlen (Mond) und mit seinen Gefühlen (Mond) gut umgehen zu lernen. Sprich, wir erläutern, was aus Sicht des Kindes wichtig ist, welche Werte es hat und warum es daher so tut, wie es das eben tut: dass dieses Kind ein hohes Bedürfnis hat nach Sicherheit, nach Routinen und Stabilität (Steinbock), dass es die Mutter (Mond) als zuverlässig (Steinbock) wahrnimmt und von ihr lernen wird, Verantwortung zu tragen. Und dass die Mutter bitte darauf achten möge, das Kind nicht zu überfordern – denn das tut das Kind möglicherweise bereits von sich aus. Hier braucht es bewusst viel Raum für Lob, Spiel und Kreativität. Dieses Kind braucht viel Zuspruch, um an sich selbst zu glauben, kann es doch sein, dass es manchmal etwas streng mit sich selbst ist. Wenn ich das als Mutter verstehe, kann ich mit Liebe und Verständnis, Ermutigung und Vertrauen in das Kind reagieren, anstatt ungeduldig zu werden, weil man nicht versteht, was mit dem Kind los ist.
Stigmatisierungen vermeiden
Dabei geht es nicht um Schönfärberei, sondern darum, eine negative Stigmatisierung zu vermeiden!
Stell Dir vor, das Kind hat ein Merkur-Neptun-Quadrat im Horoskop. Wir wissen, dass diese Konstellation in seiner Schattenseite dafür stehen kann, dass das Kind sehr verträumt ist und dazu neigen kann, es mit der Wahrheit nicht allzu genau zu nehmen – härter formuliert: dass es lügt. Das tun nun aber alle Kinder (und Erwachsene!) bis zu einem gewissen Grad! Wenn wir der Mutter nun im Beratungsgespräch auf den Kopf zusagen: „Dein Kind ist der geborene Lügner! Die wird Dir das Blaue vom Himmel erzählen!“ – was wird passieren?
Das Merkur-Neptun-Kind verfügt über einen reichen Schatz an Fantasie und liebt es, in Tagträumen zu versinken. Wenn es dann voller Begeisterung erzählt, dass es Feen gesehen hat (was bei seiner offenen Wahrnehmung tatsächlich sein kann, weil bei Merkur-Neptun die Kanäle feinsinniger gestimmt sind), dann bekommt es zu hören: „Ja, schon die Astrologin hat gesagt, dass Du gut im Lügen bist!“ Ist dem Kind damit geholfen? Wohl kaum!
Verständnis schaffen für die Eigenart des Kindes
Es geht also darum, Verständnis zu schaffen für die Eigenart des Kindes. Was braucht es, um sich gut zu entwickeln? Wo braucht es mehr Unterstützung, wo weniger? Was kann es gut und worin kann man es daher gut fördern – so nach dem Motto: „Stärken stärken!“ Was sind die ganz persönlichen Werte des Kindes, die beachtet, gesehen und wertgeschätzt werden wollen: mehr Raum zum Träumen, mehr Wunsch nach Individualität oder Stabilität, mehr oder weniger kuscheln, mehr oder weniger reden, mehr oder weniger Bewegung, …
Das Kind ist immer richtig!
Schwieriger ist es, wenn Eltern mit dem Wunsch kommen, das Kind muss „gerichtet“ werden – es „tickt“ nicht so, wie die Eltern das gerne hätten und die Astrologin soll nun sagen, was denn mit dem Kind nicht stimmt und wie man das Kind behandeln muss, damit es doch noch „funktioniert“.
Zunächst: das Kind muss nicht gerichtet werden – es ist immer genau richtig!
Kinder sind die schwächsten Glieder im Familiensystem und an diesen werden Themen sichtbar, die im Familiensystem „haken“. Daher macht es in solchen Fällen immer nur Sinn, das Horoskop des Kindes im Zusammenhang mit dem Horoskop der Eltern / der Mutter (sie kommt am meisten in die Beratung) zu betrachten!
Was lebt das Kind, das im System nicht gelebt werden darf? Wenn die ganze Familie laut ist und brüllt, warum ist das Kind so still und sensibel? Wenn die ganze Familie auf Karriere aus ist, warum steigt dieser Jugendliche gar nicht erst ins Hamsterrad ein? Wenn die ganze Familie so einen Scheinfrieden lebt, warum drückt dieses Kind all die angestaute Aggression aus dem Familiensystem aus?
Und weiter: was soll das Kind an Mutter oder Vater statt verwirklichen? Welche Erwartungshaltungen hat es zu erfüllen, weil Mama oder Papa sich das verwehrt haben? Wer im System sagt, dass Buben nicht tanzen und Mädchen nicht Karate lernen dürfen?
Grob zusammengefasst: welche Glaubenssätze und Themen im System machen es erforderlich, dass eine Seele in diese Familie inkarniert, die aufzeigt, dass es auch anders geht? Worin liefert das Kind Bausteine des Ausgleichs und der Ergänzung zum Rest der Familie?
Fragen dieser Art machen es natürlich erforderlich, den Blick vom Kind auf das ganze System zu lenken und erfordert bei den Eltern nicht selten eine hohe Reflexionsfähigkeit und gnadenlose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, wenn sie an der Interaktion etwas verändern wollen.
Umgang mit schwierigen Konstellationen im Kinderhoroskop
Nun gibt es natürlich auch wirklich herausfordernde Konstellationen im Kinderhoroskop. Und nicht jede Chance im Horoskop wird früh als solche erkannt oder genutzt. Oft braucht es erst schwierige Lernerfahrungen, bis es nach und nach immer besser gelingen kann, mit den Hindernissen besser umzugehen – oder eine Schwäche wirklich in eine Stärke zu transformieren.
An manchen Themen kiefeln wir viele Jahre herum und mühen uns ab. Ganz so, als wüsste die Seele, dass hier noch wichtige Lernaufgaben drinstecken, die noch gelernt werden wollen, bevor die Herausforderungen wirklich gehen dürfen.
Hier hilft vielleicht auch ein Blick über das aktuelle Leben hinaus. Anzuerkennen, dass die Seele des Kindes sich diesen Moment der Geburt – und damit auch diese Herausforderungen – selbst gewählt hat, um bestimmte Lernerfahrungen zu machen, kann helfen, aktuelle Herausforderungen in einem größeren Kontext zu betrachten.
Die wichtigste Unterstützung, die wir unseren Kindern geben können, ist Liebe und Vertrauen in sie, das sie ihr Leben so meistern werden, wie es ihrem Seelenplan entspricht.
Auch ihre Seelen kennen den richtigen Weg!
Buchtipp gefällig?
Wenn Du mehr zu Kinderhoroskopen lesen willst, empfehle ich das Buch von Christl Oelmann, „Der rote Faden durch das Kinderhoroskop“ aus dem Chiron-Verlag (ISBN 978-3-89997-203-0)