Um ein Horoskop (auch Geburtsbild, Radix oder in den letzten Jahren auch vermehrt Chart – aus dem Englischen – genannt) zu erstellen, brauchst Du 3 Informationen: das Geburtsdatum, den Geburtsort und die Geburtszeit.

Warum die Geburtszeit so wichtig ist und was man auch ohne exakte Geburtszeit dem Horoskop noch entnehmen kann, erfährst Du in diesem Artikel.

Warum ist die Geburtszeit so wichtig?

Erst wenn man Datum, Ort und Zeit der Geburt zur Verfügung hat, ist man in der Lage, ein vollständiges Horoskop zu erstellen. Denn erst durch den Ort und die genaue Geburtszeit lässt sich der Aszendent und damit das Häusersystem festlegen.

Die Erde dreht sich in 24 Stunden 1 x um ihre eigene Achse, das nennt man die „Rotation“. Im Laufe dieser 24 Stunden steigt von einem bestimmten Ort aus betrachtet (zB Wien) der gesamte Tierkreis im Osten über den Horizont nach oben.

Zum Vergleich: stell Dir vor, Du stehst in einem runden Raum, an dessen Wand der gesamte Tierkreis aufgezeichnet ist. Wenn Du Dich nun 1 mal ganz langsam komplett im Kreis drehst, hast Du binnen einer Umdrehung jedes Zeichen einmal exakt vor Deiner Nase. Es wäre also entscheidend, an welchem Punkt Deiner Drehung Du gerade bist, um festzulegen, welches Zeichen sich gerade exakt vor Dir befinden würde.

Erst durch den exakten Zeitpunkt wird also festgelegt, welches Zeichen gerade am Aszendenten aufsteigt. Das Wort „Aszendent“ stammt ab vom lateinischen „ascendere“ und bedeutet „aufsteigen“.

Um zu verstehen, warum die Geburtszeit so wichtig ist, habe ich Dir hier 2 Horoskope im Abstand von 1 Stunde am gleichen Tag und gleichen Ort mitgebracht. Wenn Du genau hinschaust, erkennst Du vielleicht, dass sich die Gradpositionen der Planeten in dieser 1 Stunde so gut wie nicht verändert haben, der Aszendent aber von Waage nach Skorpion gewandert ist.

Horoskop 1: 10.02.2023, 10:07 MEZ, Wien

Horoskop 2: 10.02.2023, 11:07 MEZ, Wien

Beim 1. Horoskop liegt der Aszendent auf ca. 24° Waage. Beim 2. Horoskop, 1 Stunde später, ist der Aszendent bereits in den Skorpion weitergewandert.

Es ist also entscheidend, um welche Uhrzeit Du geboren bist, denn nur so lässt sich der Aszendent bestimmen. Für die Deutung des Horoskops ist es ein maßgeblicher Unterschied, ob der AC in Waage oder in Skorpion liegt (um bei diesem Beispiel zu bleiben)!

Im Laufe von 1 Kalendertag steigt jedes Zeichen 1 x über den Aszendenten hoch, sodass an jedem Tag auch jedes Aszendenten-Zeichen möglich ist, völlig unabhängig davon, in welchen Zeichen die Planeten gerade stehen.

Ergänzung, wenn Du es genauer wissen willst:

Bedingt durch die Drehung der Erde um die eigene Achse dreht sich der Aszendent (AC) mit fortlaufender Zeit im Tierkreis immer weiter. Dabei wandert der AC im Schnitt alle 4 Minuten um 1° im Tierkreis weiter. (1 komplette Umdrehung an 1 Tag è 360 Grad in 24 Stunden è 15 Grad pro 1 Stunde = 15 Grad pro 60 Minuten è 1° alle 4 Minuten)

Wenn Du es noch genauer wissen willst: es gibt Tierkreiszeichen die schneller aufgehen als andere. Zu den schnellen zählen Wassermann, Fische, Widder, hier ändert sich der AC bereits alle 2 Minuten um 1°. Bei den langsam aufgehenden Zeichen Krebs, Löwe und Jungfrau braucht der AC bis zu 6 Minuten für 1° Veränderung. Das hat mit der Schrägstellung der Erdachse gegenüber der Ekliptik zu tun, hat also astronomische Gründe. Das musst Du Dir aber nicht merken 😊

Wie komme ich zu meiner Geburtszeit?

Nachdem wir nun also geklärt haben, warum die Geburtszeit so wichtig ist – sie bestimmt Dein Aszendenten-Zeichen und damit maßgeblich die Radix-Deutung – wenden wir uns nun der Frage zu, wie Du zu Deiner Geburtszeit kommen kannst.

Du kannst Deine Mutter fragen

Diese Quellen sind zwar gern genannt, aber nicht immer zuverlässig. Zum Zeitpunkt der Geburt ist die Mutter meist gerade „etwas beschäftigt“ und hat den Blick selten fest auf die Uhr geheftet. Wenn es mehrere Kinder gibt, kann es hier auch zu Verwechslungen kommen. Und wenn die Antwort Deiner Mutter lautet: „Um 3 Uhr“ – morgens oder nachmittags? Die Qualität der Angabe darf daher möglicherweise in Frage gestellt werden.

Eintrag im Mutter-Kind-Pass, der Geburtsurkunde (Geburtsschein) oder dem Taufschein

Diese Eintragung ist nicht verpflichtend, daher kann es sein, dass hier auch nichts vermerkt ist. Aber einen Versuch ist es wert!

Du kannst Dir am Standesamt / Gemeindeamt / Meldeamt einen „Geburtenregisterauszug“ holen

Das ist die sicherste Quelle für die Geburtszeit. In Österreich kannst Du die Geburtszeit nach einer Sicherheitsabfrage auch telefonisch erhalten.

Geburtszeit von der Mutter?

Wie oben bereits genannt, kann die Angabe der Mutter aus verschiedenen Gründen ungenau sein. Vor allem bei Komplikationen, Mehrlingsgeburten, mehreren Kindern in Folge kommt es immer wieder zu ungenauen Angaben. Bei der Geburt im Spital oder Hausgeburten sind die Hebammen angewiesen, die genaue Zeit „laut in den Raum“ zu rufen, wie ich von einer Hebamme einmal erfahren habe. Diese Zeit wird dann auch in die Dokumente eingetragen und ist zuverlässiger, als sich auf die Erinnerung der Mutter zu verlassen.

Gerundete Geburtszeiten

Wenn man sich Horoskope aus der Vergangenheit ansieht, fällt einem vielleicht auf, dass frühere Geburtszeiten (vor den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts) oft gerundet waren: Zeiten exakt zu den Viertel-Stunden (also mit einer Minutenangabe von 00, 15, 30, 45) sind überproportional häufig vertreten, während Zeiten mit einer Minutenangabe von zB. 16, 37 oder 54 deutlich seltener vertreten sind.

In den meisten Fällen macht eine Geburtszeitabweichung von wenigen Minuten nicht viel aus. Ob der AC nun auf 19° oder 21° in einem Zeichen liegt – die Zeit also um ca. 8 Minuten abweicht – ist für die Deutung des Horoskops meist irrelevant. Einzig für die Prognose kann es hier sinnvoll sein, die Zeit zu prüfen, um prognostisch sicher arbeiten zu können.

Vorsicht bei AC in den Anfangs- und Endgraden

Es kann aber auch vorkommen, dass der AC in den Anfangs- oder Endgraden eines Zeichens steht. In diesem Fall ist es sinnvoll, darauf zu achten, ob das Zeichen am AC zum Auftreten der Person passt.

So erinnere ich mich an einen Freund meiner Schwester. Er hatte eine Zwillinge-Sonne, einen Zwillinge-Merkur und hat nach seiner Geburtszeitangabe einen AC auf 1° Zwillinge gehabt. Mit so einer starken Zwillinge-Betonung hätte er ein quirliger, unruhiger, offener und lebhafter Typus sein müssen.

Stattdessen hatte er in seinem Auftreten etwas Gemächliches, Entspanntes und Ruhiges. Mein erster Verdacht war, dass er etwas früher geboren ist und einen AC noch in Stier hat. Die zum Stier gehörende Venus im 12. Haus hätte nicht nur das Ruhige und Entspannte bestätigt, sie hätte auch sehr gut zu seinem Beruf gepasst, denn er war als Maler künstlerisch tätig.

Als er dann zur Beratung zu mir kam, habe ich ihn gefragt, woher er denn die Geburtszeit hat und ob es möglich ist, dass er früher geboren ist: statt um 03:00 morgens vermutete ich eine Geburtszeit von spätestens 02:55. Er rief daraufhin seine Mutter an und staunte nicht schlecht, als sie 02:53 bestätigte!

Wie finde ich heraus, ob meine Geburtszeit passt?

Wenn Du nun unsicher bist, ob Deine Geburtszeit die korrekte ist, kann man eine Geburtszeitprüfung oder -korrektur machen. Dabei wird anhand von vergangenen Ereignissen (Hochzeiten, Scheidungen, Todesfälle, Geburten von Kindern, einschneidende Lebensereignisse, …) geprüft, ob zur originalen Geburtszeit zum Zeitpunkt des Lebensereignisses eine passende Zeitqualität im Horoskop zu finden ist. Dieses Vorgehen erfordert allerdings, dass eine ungefähre Zeit vorhanden ist und es müssen 7-10 herausragende Lebensereignisse inkl. Zeitbezug bekannt sein. Diese Prüfung ist sehr aufwändig und daher nur sinnvoll, wenn dringender Verdacht besteht, dass die angegebene Zeit nicht passt.

Was tun, wenn keine Geburtszeit mehr gefunden werden kann

Es kann aber natürlich auch vorkommen, dass man einfach keine Geburtszeit herausfinden kann. In vielen Ländern werden die Registrierungen von Kindern nicht so eng gehandhabt, wie in Österreich oder Deutschland, wo diese Registrierung gesetzlich vorgeschrieben ist. Aber auch, wenn man im Krieg geboren ist, das Geburtsland verlassen musste, als Kind zur Adoption freigegeben wurde oder – wie ich es auch mal bei einer Bekannten hatte – das Geburtsdatum nicht zu 100% geklärt ist, kann eine Geburtszeit oft nicht mehr gefunden werden.

In solchen Fällen ist es meiner Meinung nach de facto unmöglich, seriöserweise ein exaktes Horoskop zu erstellen.

Aber auch, wenn Du für Personen, die Dich interessieren, ein Horoskop erstellen und analysieren willst, ohne die exakte Geburtszeit zu wissen (zum Beispiel Dein Freund, Deine Chefin, Deine Therapeutin, ein Schauspieler oder Künstler, den Du magst, …), kannst Du ein Horoskop mit gewissen Einschränkungen erstellen.

Mit einem Horoskop ohne Geburtszeit arbeiten

In diesem Fall erstellst Du ein Horoskop auf 12:00 Uhr mittags!

Wichtig: Je nach Software gib an, dass die Uhrzeit nicht bekannt ist (dann macht die Software das für Dich automatisch) oder Du trägt 12:00 Uhr als fiktive Zeit ein und schaltest dann das Häusersystem aus! Andernfalls bist Du schnell verführt, Planeten auch in Häusern zu deuten, weil Du vergessen hast, dass Du ja eigentlich keine Geburtszeit hast!

Wenn keine Zeit angegeben ist, wird das Horoskop so dargestellt, dass 0° Widder ganz links ist, 0° Steinbock ganz oben, 0° Waage ganz rechts und 0° Krebs ganz unten.

Was kannst Du nun immer noch erkennen?

Ein Horoskop ohne Geburtszeit auf fiktive 12:00 mittags erstellt, zeigt Dir:

  • in welchen Tierkreiszeichen die Planeten und der Mondknoten stehen
  • in welchen Aspekten die Planeten und der Mondknoten zueinander stehen
  • ob Planeten direktläufig, rückläufig oder stationär sind
  • welche Mondphase gerade vorherrscht

All das kann gedeutet werden und verrät schon eine ganze Menge! Du kannst dieses Horoskop auch mit einem anderen vergleichen (zB Deinem eigenen) und prüfen, welche Berührungspunkte es zwischen den beiden Horoskopen gibt!

Anmerkung zur Mondposition

Der Mond ist der schnellste aller Planeten im Horoskop. Er geht pro Tag ca. um 12°-15° weiter. Wenn Du nun ein Horoskop auf 12:00 erstellst (also den Mittelwert), bedenke bitte, dass der Mond um bis zu 6° in beiden Richtungen von der angegebenen Position abweichen kann. Er kann sich also ggf. auch noch im vorhergehenden Zeichen oder im nächsten Zeichen befinden oder andere Aspekte bilden, als er das um 12:00 mittags tut.

Die restlichen Planetenpositionen

Sonne, Venus, Merkur und Mars bewegen sich an 1 Tag max. um ca. 1 Grad weiter. Wenn Du also 12:00 mittags (als Mittelwert) einstellst, ist die Abweichung zum echten Horoskop maximal ½ Grad, was in der Deutung kaum ins Gewicht fallen wird.

Jupiter, Saturn, Chiron, Uranus, Neptun und Pluto, aber auch der Mondknoten, brauchen mehr als 1 Tag, um sich in ihrer Gradposition wesentlich zu verändern. Sie alle kannst Du also getrost in ihren Zeichenstellungen und Aspekten deuten!

Welche Informationen gehen verloren, wenn keine Geburtszeit vorliegt?

Ohne Geburtszeit fehlen der Aszendent und die astrologischen Häuser. An Informationsgehalt gehen damit ca. 80% der Aussagekraft eines Horoskops verloren! Ohne Häuser fehlt auch die Information, wie einzelne Lebensbereiche energetisch geprägt sind, in welchen Lebensbereichen (= Häusern) die Planeten ihre Entfaltung zeigen und wo es Querverbindungen zwischen den Lebensbereichen gibt.

Resümee

Du siehst also, man kann zur Not auch dann ein Horoskop erstellen, wenn keine Geburtszeit vorliegt. Man muss sich dann aber bewusst sein, dass ca. 80% der Informationen verloren gehen, da sowohl der Aszendent als auch die Häuser als wichtige Informationsquellen dann fehlen.

Einen Aszendenten zu „erraten“ ist meist schwierig und kann sehr fehleranfällig sein.

Für eine grobe Zusammenschau mit einem 2. Horoskop, welches über exakte Daten verfügt, kann es dennoch hilfreiche und spannende Informationen liefern.

Aktuelle Kurstermine

Am 2. Jänner 2025 startet der neue Kurs Das 1×1 der Astrologie – Grundlagen der Horoskopdeutung. In diesem Online-Kurs erlernst Du ohne jedes Vorwissen astrologisch fundiertes Basiswissen, um die wesentlichen Punkte eines Horoskops strukturiert und sicher deuten zu können. Anmeldung ist jetzt geöffnet!

Im Herbst 2025  startet der neue Grundkurs der Diplomausbildung (online). Diese Ausbildung ist die richtige, wenn Du richtig tief in die Astrologie eintauchen willst und vielleicht auch mal andere Menschen beraten willst. Wochenendkurs, online, 1 x im Monat.

Du willst den Kurs nicht verpassen?

Dann trage Dich in den Newsletter ein! Darin erfährst Du, wann der neue Kurs startet und gebucht werden kann!

Ich freue mich auf Dich.

ANMELDUNG ZUM NEWSLETTER

Zustimmung

Archive