
In der Astrologie spielen Orben eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Aspekte zwischen Planeten zu definieren und zu interpretieren. Doch was genau versteht man unter einem Orbis, und warum gibt es unterschiedliche Ansätze zu seiner Anwendung? In diesem Artikel werden diese Fragen geklärt und Du bekommst einen umfassenden Überblick, wie Du Orben in Deiner astrologischen Praxis sinnvoll einsetzen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Orbis?
Der Begriff Orbis (Plural: Orben) stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Kreis“ oder „Umkreis“. In der Astrologie bezeichnet der Orbis den Toleranzbereich, innerhalb dessen ein Aspekt zwischen zwei Himmelskörpern als wirksam angesehen wird.
Denn die Winkeldistanzen – gemessen in Graden – zwischen 2 Planeten entsprechen selten dem exakten Winkel eines Aspekts. Das Sextil zum Beispiel hat eine Winkeldistanz von 60° Abstand zwischen 2 Planeten. Wenn nun aber 2 Planeten im Abstand von 57° oder 64° zueinander stehen, so sprechen wir trotzdem von einem Sextil, auch wenn der Abstand einige Grade von den exakten 60° abweicht. Die Abweichung kann dabei in beide Richtungen gehen, also etwas weniger oder etwas mehr als zum Beispiel die 60° betragen.
Der Orbis wird ebenfalls in Grad gemessen und beschreibt den maximalen Abstand vom exakten Aspekt, also z.B. 0° für eine exakte Konjunktion. Wenn die beiden Planeten innerhalb des Orbis zueinander stehen, hat der Aspekt immer noch einen Einfluss.
Ein Beispiel: je nach Planeten, die in einer Konjunktion zueinander stehen, kann ein Orbis von bis zu 10° angenommen werden. Das heißt, zwei Planeten im Abstand von 0° bis 10° werden noch als in Konjunktion stehend betrachtet, wobei die Wirkung des Aspekts umso stärker ist, je näher sie dem exakten Winkelabstand des Aspekts kommen.
Empfehlung zu den Orben im Horoskop
Hier ist zu sagen, dass es sich bei den Orben um Empfehlungen handelt und dass verschiedene Astrologen mit verschieden großen Orben arbeiten. Manche nehmen eher kleine Orben, andere eher große Orben.
Auch kann man bei den Orben nicht immer „mathematisch exakt“ vorgehen. So kann man nicht sagen, dass ein Aspekt bei einem Orbis von 9°52‘ noch wirkt und bei 10°01‘ nicht mehr wirkt. Hier geht es darum, Erfahrungen zu sammeln und ein Gespür zu entwickeln, welcher Aspekt noch gilt und welcher nicht mehr.
Auch nehmen Menschen ihre Themen unterschiedlich stark bewusst wahr. Während der eine einen relativ engen Orbis vielleicht gar nicht mehr wahrnimmt, erlebt ein anderer auch noch größere Orben als wirksam in seinem Leben. Hier gilt es also immer nachzufragen und zu klären, ob und wie ein Aspekt erlebt wird.
An der Astroakademie arbeiten wir mit folgenden Orben, wobei es sich hierbei um Richtwerte handelt.
- Sonne – unser Bewusstseinsplanet: 10°
- Mond, Jupiter, Saturn – Mond und die gesellschaftlichen Planeten: 8°
- Merkur, Venus, Mars – die persönlichen Planeten: 5°
- Uranus, Neptun, Pluto – die kollektiven Planeten: 3°
Unterschiedliche Herangehensweisen an Orben im Horoskop
Die Anwendung von Orben variiert je nach astrologischer Schule, Tradition und persönlicher Vorliebe. Hier sind einige gängige Ansätze:
Klassische Astrologie: In der traditionellen Astrologie werden oft engere Orben verwendet. Konjunktionen und Oppositionen erhalten dabei größere Toleranzbereiche (bis zu 8-10°), während schwächere Aspekte wie das Sextil nur einen Orbis von 2-4° haben.
Moderne Astrologie: Moderne Astrologen neigen dazu, flexibel mit Orben umzugehen. Sie berücksichtigen Faktoren wie die Art des Aspekts oder die am Aspekt beteiligten Planeten.
Aspektart oder beteiligte Planeten
Manche astrologischen Richtungen machen die Orben eher an der Aspektart fest, also der Unterscheidung zwischen Opposition, Quadrat, Konjunktion, usw. Andere Lehrmeinungen wiederum machen den Orbis an den beteiligten Planeten fest.
Maximal-Orbis oder gemittelter Orbis
Wenn man unabhängig vom Aspekt eher mit den beteiligten Planeten arbeitet, gibt es zusätzlich 2 Herangehensweisen: der Maximal-Orbis oder der gemittelte Orbis.
Nehmen wir an, in einem Horoskop stehen Sonne und Pluto in 8° Distanz zueinander in einer weiten Konjunktion. Beim Maximal-Orbis würde man nun schauen, welcher der größere Orbis der beiden Planeten ist. In diesem Falle (als Empfehlung) hat die Sonne einen Orbis von 10° und Pluto einen Orbis von 3°. Die 8° Distanz liegen nun innerhalb der 10°, welche die Sonne zur Verfügung stellt und der Aspekt gilt als (weite) Konjunktion.
Beim gemittelten Orbis hingegen würde man berücksichtigen, welche Planeten den Aspekt bilden und ihre jeweiligen Orben mitteln. Die 10° von der Sonne und die 3° von Pluto ergeben in Summe 13°, dividiert durch 2 ergibt das einen Mittelwert von 6,5°. Bei dieser Methode würde eine Sonne-Pluto-Konjunktion nur bis zu einer Winkeldistanz von 6,5° gelten, die 8° aus dem Beispiel würde man dann nicht mehr als Konjunktion ansehen.
An der Astroakademie richten wir den Orbis eher an den beteiligten Planeten und am Maximal-Orbis aus.
Aspekte über eine Zeichengrenze
Stell Dir vor, in einem Horoskop stehen Mars und Mond in einer Konjunktion über eine Zeichengrenze nebeneinander. Mars auf 28° Schütze, Mond auf 1° Steinbock. Die Distanz der beiden Planeten beträgt somit 3° und kann – wenn man nur auf die Orben achtet – als Konjunktion gedeutet werden.
Da in diesem Fall eine Zeichengrenze zwischen den beiden Planeten liegt, haben die Planeten eine unterschiedliche Färbung. Es gibt astrologische Lehrmeinungen, bei welchen ein Aspekt über eine Zeichengrenze nicht mehr als gültig betrachtet wird, da die beiden Planeten in unterschiedlichen Zeichen stehen. So eine Konjunktion wird daher als „unechte“ Konjunktion bezeichnet, da Schütze und Steinbock in ihrer Natur zueinander keine Konjunktion bilden.
An der Astroakademie würden wir so eine Konjunktion dennoch deuten, da beide Planeten sehr eng beieinander stehen und sich somit gegenseitig durchaus beeinflussen – wenn auch jeder auf seine Art!
Orben im Transit
Bei Transiten muss man unterscheiden, ob man eine Prognose für einen längeren Zeitraum betrachtet – zum Beispiel für das kommende Jahr – oder ob man einen ganz bestimmten Tag auf seine Zeitqualität untersucht.
Bei prognostischer Betrachtung der anstehenden Lernthemen des kommenden Jahres lenken wir den Fokus vorrangig auf die langsam laufenden Planeten. Saturn Uranus, Neptun, Pluto, gern auch Chiron, wenn Du damit arbeitest.
Auch hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an die gültigen Orben. Pluto und Neptun laufen pro Jahr in etwa um 2° weiter. Würde man hier nun einen großen Orbis ansetzen – vielleicht 8° (jeweils in beide Richtungen) – dann würde ein Pluto-Transit in etwa 8 Jahre dauern (4 Jahre in der Annäherung an den Radix-Punkt, 4 Jahre in der Auflösung). An der Astroakademie arbeiten wir prognostisch daher mit eher kleinen Orben.
Hier die Empfehlungen für den Transit-Orbis:
- Saturn: bis 5°
- Uranus: bis 4°
- Neptun, Pluto: bis 3°
Wenn Du hingegen einen bestimmten Tag auf seine Zeitqualität hin untersuchst, kannst Du alle Transit-Planeten in die Deutung mit einbeziehen, vor allem auch Mars und Jupiter.
Tipps für den praktischen Umgang mit Orben
- Kontext beachten: Berücksichtige immer den Kontext des Horoskops. In einem Geburtshoroskop können engere Orben sinnvoller sein, während in Mundanastrologie größere Orben anwendbar sind.
- Planetenqualität einbeziehen: Aspekte mit der Sonne oder dem Mond vertragen oft einen größeren Orbis, während Merkur und Venus eher engere Orben erfordern.
- Eigene Erfahrung nutzen: Mit zunehmender Praxiserfahrung wirst Du ein Gefühl dafür entwickeln, welche Orben in welchen Situationen stimmig sind.
Fazit
Orben sind kein starres Regelwerk, sondern ein flexibles Werkzeug, das Dir hilft, die Dynamik astrologischer Aspekte besser zu verstehen. Indem Du verschiedene Herangehensweisen ausprobierst und Deine eigenen Erfahrungen sammelst, wirst Du lernen, Orben differenziert und wirkungsvoll in Deiner astrologischen Praxis einzusetzen.