Nach einer Beratung fragt mich die Kundin sehr erstaunt: „Das bedeutet, dass man die Konflikte mit meiner Mutter bereits in meinem Horoskop sieht?“ Meine Antwort: „Ja, man sieht, dass hier Konflikte angelegt sind. Wie Du damit umgehst und was Du daraus lernst, ist allerdings Deine Entwicklungsaufgabe.“
Der Mond im Horoskop erzählt uns viele persönliche Dinge. Unter anderem wie wir mit unseren Bedürfnissen umgehen, was wir brauchen, um uns genährt und wohl zu fühlen und nicht zuletzt, welche Erfahrungen wir mit unserer Mutter machen. Um unser inneres Mutterbild und die Lernaufgaben damit, soll es in diesem Artikel gehen.
Inhaltsverzeichnis
Der Mond als das Prinzip des Ur-Weiblichen
Der Mond im Horoskop entspricht dem Ur-Weiblichen, dem aufnehmenden und nährenden Prinzip. Um schwanger zu werden, muss das Weibliche zunächst das Männliche empfangen und in sich aufnehmen. Das Männliche wird repräsentiert durch die Sonne: sie steht für das Bewusstsein, den göttlichen, unsterblichen Funken in uns, das Geistige. Das Weibliche wird durch den Mond im Horoskop repräsentiert: er steht für das Unbewusste, unseren irdischen, vergänglichen Anteil und das Emotionale. Erst, wenn beide Prinzipien zusammenkommen, kann neues Leben entstehen. Wir sind daher eine Verkörperung von Bewusstsein und Emotion – beide Seiten spielen in unserem Leben eine zentrale Rolle.
Damit steht der Mond auch für das Prinzip des Ur-Mütterlichen. Er repräsentiert das Familiäre, Nähe, Schutz und Geborgenheit, Fürsorge und emotionale Zuwendung. Da eine Mutter aber auch ihre Kinder hat, symbolisiert der Mond auch das kleine Kind. Er steht für Hilfsbedürftigkeit, Anlehnungsbedürfnis und unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit sowie die kindliche Fantasie und Kreativität in uns.
Unser „inneres Kind“, welches wir bis ins hohe Alter in uns tragen, wird ebenfalls vom Mond repräsentiert. Damit zeigt der Mond auch, welche Grundbedürfnisse wir haben, um uns emotional genährt und wohlzufühlen. Auch, wie wir mit Nähe und Intimität umgehen, wird vom Mond im Horoskop repräsentiert. Daher spielt der Mond auch in intimen Beziehungen eine große Rolle, zeigt er doch, wie viel Nähe ich in einer Beziehung benötige und zulassen will und kann.
Verschiedene Fragestellungen an den Mond im Horoskop
Wie wir also sehen, steht der Mond im Horoskop für eine Vielzahl an Bedeutungen. Und je nach Fragestellung gibt er unterschiedliche Antworten: Was brauche ich, um mich wohlzufühlen? Wie möchte ich wohnen? Wie gehe ich mit meinen Bedürfnissen um? Wie viel Nähe vertrage und brauche ich? Wie erlebe ich meine Mutter? Was bedeutet Mütterlichkeit für mich? Wie will ich selbst als Mutter sein?
Schauen wir uns daher nun eine bestimmte Facette näher an: was der Mond im Horoskop über das innere Mutterbild verrät.
Der Mond zeigt nicht, wie die Mutter ist – sondern wie Du sie wahrnimmst
An dieser Stelle gilt es etwas klarzustellen: der Mond im Horoskop zeigt nicht, wie deine Mutter ist oder war. Er zeigt, wie Du Deine Mutter wahrgenommen hast, mit welchen Facetten ihrer Persönlichkeit Du besonders stark in Resonanz gegangen bist und wie Dein inneres Bild Deiner Mutter geprägt ist.
Man könnte auch sagen, dass das Kind, welches 9 Monate im Mutterbauch heranwächst, mit einer gewissen Erwartungshaltung von Mutter auf die Welt kommt. Es ist wie eine Brille, durch welche es das Verhalten der Mutter betrachtet. Mit der Erwartungshaltung übereinstimmendes Verhalten der Mutter wird verstärkt wahrgenommen, während andere Verhaltensweisen zum Teil weggefiltert werden.
Wir Menschen neigen dazu, unsere Erwartungen an andere unbewusst zu verstärken. Verhaltensweisen oder Situationen, welche zu unserem inneren Bild passen, bestätigen unsere Vorannahmen. Wir haben dann das Gefühl: „Ja, ich habe es doch gewusst!“ Und wir begeben uns unbewusst auf die Suche nach weiteren Bestätigungen unserer Erwartungen.
So entsteht ein Zyklus: meine Erwartungshaltung prägt meine Filter è meine Filter schließen aus, was nicht passt und verstärken die Wahrnehmung dessen, was ich erwarte è diese verstärkte Wahrnehmung bestätigt mich in meinen Filtern – der Kreislauf ist damit am Laufen.
Streng genommen zeigt der Mond im Horoskop daher nicht, wie Deine Mutter objektiv betrachtet ist, sondern wie Du sie subjektiv wahrgenommen hast.
Natürlich gibt es auch Verhaltensweisen, welche auch objektiv betrachtet für jeden sichtbar sind: ob eine Mutter sich liebevoll kümmert, ihr Kind tröstet oder ihr Kind anbrüllt und vielleicht sogar schlägt – all das kann man auch von außen sehen.
Aber nicht alles, was das Kind innerlich erwartet, wird objektiv im Außen ebenso erkennbar. Der weitaus größere Teil der Wahrnehmung findet im Kind statt und muss mit den äußeren Bedingungen nicht übereinstimmen.
Eine Mutter und zwei Kinder mit unterschiedlicher Mondstellung
Nehmen wir an, eine Mutter hat zwei Kinder, welche sie beide sehr liebt. Sie tut ihr Bestes und kümmert sich mit großer Fürsorge um ihre Sprösslinge.
Die beiden Kinder haben unterschiedliche Mondpositionen in ihren Horoskopen und interpretieren das Verhalten der Mutter daher völlig unterschiedlich. Sie haben unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Mutter und sehen deren Verhalten durch ihre sehr subjektiv gefärbten Filter.
Nun ist es so, dass die Babys 3 Monate alt sind und Hunger haben. Sie beginnen zu weinen, damit die Mutter kommt und sie füttert. Und während die Mutter sich beeilt, das Fläschchen warm zu machen, läuft im Kind eine unbewusste Bewertung der Situation ab, die seinen Erwartungen an die Mutter entspricht. Es ist schon klar, dass Kinder in diesem Alter noch nicht so differenziert denken und beurteilen, aber es soll veranschaulichen, was im Kind auf emotionaler Ebene (Mond) vorgeht und wie es unbewusst die Situation bewerten könnte.
Das eine Kind hat Mond in Steinbock, im 10. Haus oder in Verbindung mit Saturn. Dieses Kind kommt mit der Brille der „mageren, spärlichen Mutterbrust“ auf die Welt. Der innere Dialog im Kind könnte vielleicht so lauten: „Hm, kommt da auch mal wer? Mir ist kalt und ich habe Hunger. Mag Mama mich überhaupt? Wenn ja, hätte ich schon lange was im Bauch, oder? Ich glaub, Mama mag mich nicht! Das macht mich sehr traurig. Ich muss ein braves Kind sein, damit man mich mag. Ich muss mich vielleicht noch ein wenig mehr anstrengen, damit ich bekomme, was ich brauche. Wobei… Mama arbeitet so hart! Sie ist so fleißig und hat immer so viel zu tun. Hat sie überhaupt Zeit für mich? Vielleicht sollte ich etwas leiser sein. Für mich und meine Bedürfnisse ist hier kein Platz, ich will Mama nicht auch noch eine weitere Last aufbürden. Vielleicht sollte ich mich da etwas zurücknehmen mit dem, was ich brauche? Am besten, ich weine gar nicht mehr…“.
Beim anderen Kind steht Mond in Schütze, im 9. Haus oder in Verbindung mit Jupiter. Dieses Kind kommt mit der Brille der „prall gefüllten Mutterbrust“ auf die Welt. Und so gibt es hier einen ganz anderen inneren Dialog: „Meine Mama ist die Beste! Sie wird sicher gleich kommen und mich füttern. Hoffentlich gibt es auch ordentlich viel! Ich bin ja ein kleiner Nimmer-Satt, da darf die Mama-Brust ruhig gut gefüllt sein, damit ich auch immer gut versorgt bin. Das ist schon fein, wenn die Mama mich füttert, ohne dass ich viel dazu tun muss. Wenn ich noch ein wenig dramatischer meine Bedürfnisse äußere, bekomme ich vielleicht sogar noch mehr! Also weine ich am besten noch etwas intensiver. Oder ich lache, das mag Mama auch sehr. Sie lacht ja auch so viel.“
In beiden Fällen kann man von außen sehen, dass die Mutter sich um ihre Kinder kümmert und das Fläschchen für sie fertig macht. Die innere Bewertung, die das Kind der Situation und der Mutter zukommen lässt, ist aber eine gänzlich andere und hat viel mehr mit dem Kind als mit dem Verhalten der Mutter zu tun!
Und selbstverständlich: jede Mond-Position hat ihre Stärken und ihre Schwächen. Das obige Beispiel soll keine Bewertung über Mond in Steinbock oder in Schütze darstellen und ist auch bei weitem keine vollständige Deutung dieser Positionen! Die Darstellungen sollen einfach zwei sehr unterschiedliche Wahrnehmungen und Bewertungen der Kinder beschreiben, die mit dem Verhalten der Mutter nichts zu tun haben.
Die Mutter muss sich so verhalten, dass sie dem Mond des Kindes entspricht
Diese Aussage stammt vom Astrologen und Therapeuten Peter Orban. Gemeint ist damit, dass es noch eine zweite Ebene gibt, welche ebenfalls das Mutterbild prägt, und zwar, dass sich die Seele des Kindes bestimmte Lernerfahrungen für dieses Leben wünscht. Damit diese Lernerfahrungen auch gemacht werden können, braucht es aber auch entsprechende Voraussetzungen, die diese Seele im Leben vorfinden muss.
So kann es sein, dass sich die Seele eines Menschen zum Beispiel wünscht, mehr Vertrauen ins Leben zu entwickeln. Damit das gelingen kann, braucht es zunächst eine Erfahrung, die das Vertrauen erschüttert – denn nur so ist der Mensch gezwungen, sich auf die Suche nach dem Vertrauen in sich selbst zu begeben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und daran etwas zu lernen.
Damit kann es sein, dass die Mutter sogar die Aufgabe hat, sich in einer Art und Weise zu verhalten, die das Kind als wenig vertrauensvoll wahrnimmt. Denn so wird der Boden für weitere Lernerfahrungen geschaffen. Wenn Du mehr dazu lesen willst, empfehle ich Dir das Buch „Mutige Seelen“ von Robert Schwartz.
Astrologisch könnte das zum Beispiel einer Mondposition in den Fischen, im 12. Haus oder in Verbindung mit Neptun entsprechen, wo es unter anderem darum gehen könnte, ein gutes Gottvertrauen zu entwickeln, also auch das Gefühl, vom Göttlichen gut geführt zu sein.
Das Bild des Mütterlichen in Dir
Abschließend findest Du hier noch eine kurze und bei weitem nicht vollständige Darstellung der 12 Mondpositionen und was sie über Dein inneres Mutterbild verraten. Wohlgemerkt: die Mondposition sagt etwas über Dich und Deine Erwartungshaltung an Deine Mutter aus!
Mond in Widder, im 1. Haus oder in Verbindung zu Mars
Die kämpferische, streitbare, selbstbestimmte Mutter, die mich lehrt, mich für meine Bedürfnisse einzusetzen – aber auch die aggressive Mutter, hier kann Wut auf die Mutter oder sich von ihr abzugrenzen ein wichtiges Thema sein
Mond in Stier, im 2. Haus oder in Verbindung zu Venus
Die traditionelle, geduldige und bodenständige Mutter, die gut für mein leibliches Wohl sorgt, immer gut kocht und mich versorgt, sie lehrt mich, das Leben von der entspannten Seite zu genießen – aber auch die sicherheitsorientierte Mutter, sodass ich nicht viel ausprobieren darf oder will
Mond in Zwillinge, im 3. Haus oder in Verbindung zu Merkur
Die schlaue, kluge und heitere Mutter, die immer eine Erklärung bereit hat, lehrt mich, das Leben von der intellektuellen und offenen Seite her zu betrachten – aber diese Mutter ist auch sehr unruhig und spendet zum Trost wenig Wärme, eher Worte
Mond in Krebs oder im 4. Haus
Die fürsorgliche, nährende und liebevolle Mutter, die gut für mein seelisches Wohl sorgt und mich lehrt, mich um andere zu kümmern – aber ich darf vielleicht nicht erwachsen werden, da sie selbst auch noch so kindlich hilflos ist (Nabelschnur ist noch nicht durchtrennt)
Mond in Löwe im 5. Haus oder in Verbindung zu Sonne
Die stolze, heitere, lebenslustige Mutter, die „Löwenmutter“, die mich lehrt, dass das Leben ein Spiel ist – für diese Mutter soll ich vielleicht aber auch ihr ganzer Stolz sein und sie will mit mir glänzen können
Mond in Jungfrau, im 6. Haus oder in Verbindung zu Merkur
Die fleißige, vernünftige und praktisch orientierte Mutter, die mich lehrt, lebenstauglich zu sein – vielleicht spielt aber auch die Gesundheit eine Rolle und ich lerne früh, mich nützlich zu machen und eigene Bedürfnisse hintanzustellen
Mond in Waage: im 7. Haus oder in Verbindung zu Venus
Die schöne, freundliche und diplomatische Mutter, die mich lehrt, zu vermitteln und Streit zu schlichten – diese Mutter hat aber den Vater vielleicht aus taktischen Gründen erwählt und glaubt so gar nicht an die wahre Liebe
Mond in Skorpion, im 8. Haus oder in Verbindung zu Pluto
Die leidenschaftliche, tiefgründige und machtvolle Mutter, die mich lehrt, hinter die Fassade zu blicken und Geheimnissen auf den Grund zu gehen – diese Mutter bringt mich aber auch mit Manipulation und Ohnmacht in Kontakt
Mond in Schütze, im 9. Haus oder in Verbindung zu Jupiter
Die weltoffene, horizonterweiternde und optimistische Mutter, die an mich glaubt und mein Wachstum fördert – die aber auch zu viel geben kann, sodass ich erwarte, im Leben immer alles geschenkt zu bekommen
Mond in Steinbock, im 10. Haus oder in Verbindung zu Saturn
Die zuverlässige, beständige und pflichtbewusste Mutter, von der ich lerne, herausfordernde Hürden im Leben zu meistern und nicht jeder Befindlichkeit nachgeben zu müssen – ich könnte die Mutter hier aber auch als hart, kalt oder lieblos wahrnehmen und meine Gefühle verschließen
Mond in Wassermann, im 11. Haus oder in Verbindung zu Uranus
Die moderne, freiheitsliebende und unkonventionelle Mutter, von der ich lerne, anderen Menschen wertfrei zu begegnen – aber auch die unberechenbare Mutter, auf die ich mich gar nicht so nah einlassen kann oder will
Mond in Fische, im 12. Haus oder in Verbindung zu Neptun
Die sensible, hilfsbereite und spirituelle Mutter, die mich lehrt, im Leben auf etwas Größeres zu vertrauen – die aber vielleicht selbst auch ein wenig verloren, ängstlich und hilflos sein mag