In den vorigen Teilen dieser Serie haben wir bisher die Bühnenbilder von Widder (1. Teil der Serie) bis Löwe gesehen. Nun geht es mit der Jungfrau weiter. Und passend zum Schulbeginn geht es bei ihr deutlich geordneter und fleißiger zu, als das beim Löwen der Fall war! Begleiten Sie mich also wieder ins Theater. Der Titel des heutigen Stücks lautet „Omelett mit zwei Tee“.
Inhaltsverzeichnis
Bühnenbild für die Jungfrau
Als sich der Vorhang hebt, sehen wir einen sehr aufgeräumten Schreibtisch in einem Büro stehen. Auf der einen Seite gibt es einen sauber aufgestapelten Papierstoß, auf der anderen Seite liegen Kugelschreiber und Bleistifte feinsäuberlich an der Kante des Tisches adjustiert. Ein Becher mit der Aufschrift „Green Smoothie“ steht daneben. Eine Frau mittleren Alters steht hinter dem Tisch, ihre Frisur ist tadellos, eher zweckmäßig zusammengebunden, ihr Rock züchtig über die Knie gezogen, dazu eine schlichte Bluse. Emsig und mit großer Sorgfalt trägt sie Zahlen in lange Reihen auf einem Blatt Papier ein, kontrolliert das Ergebnis, ehe sie die am Tisch liegenden Gegenstände – Einweghandschuhe mit extrahygienischer Oberflächenbeschichtung – sachgerecht für den Versand verpackt. Sie stopft die Einweghandschuhe nicht einfach nur in die Versandtaschen, nein, sie faltet sie präzise nach exakt vorgegebenem Plan – jedes Paar immer gleich, mit geschickten und routinierten Handgriffen. Danach werden die Versandtaschen systematisch in einem großen Überkarton verstaut. Sie ist nicht in Eile, arbeitet besonnen und methodisch, aber dennoch fleißig und akkurat.
Ein junger Kollege mit einer großen Kartonbox betritt das Büro und stolpert dabei über seine eigenen Füße. Fast hätte er den Papierstapel dabei umgestoßen, die Kugelschreiber kommen gefährlich ins Rollen, der Becher mit dem „Green Smoothie“ droht zu kippen und etwas von seinem Inhalt ergießt sich auf die blanke Tischplatte! Die Frau hinter dem Tisch erstarrt. Mit kühlem, wachsamen Blick mustert sie ihn, Tadel im Blick. Nachdem sie festgestellt hat, dass keine weitere Gefahr von ihm auszugehen scheint, entspannt sie sich aber wieder, nimmt einen Putzlappen von einem Regal hinter sich und behebt den kleinen Fehler mit flinken Fingern.
Ihr Kollege stellt die Kartonbox auf dem Boden ab. Er schaut ihr eine Weile zu, dann eröffnet er das Gespräch mit den Worten: „Du, ich habe neulich einen Witz gehört, den muss ich Dir erzählen!“
Studienrat Pinsel moniert beim Ober die Rechnung: „Die fünf Mark für das Omelett sind in Ordnung, aber Omelett wird mit zwei „t“ geschrieben.“ – „Oh, entschuldigen Sie“, sagt der Ober, verschwindet und kommt wenig später mit der geänderten Rechnung: „Ein Omelett mit zwei Tee: 7,80 Mark.“
Wer nun die Sonne in Jungfrau in seinem Geburtshoroskop hat, wird sich mit obiger Beschreibung eventuell ein Stück weit wiedergefunden haben.
Sonne in Jungfrau – der vernünftige Held liebt es, sich nützlich zu machen
Kleine Anmerkung vorweg: diese Beschreibung betrifft nur „Sonne in Jungfrau“. Da ein Horoskop jedoch aus vielen Komponenten besteht, ist diese Beschreibung nur als reine Typenbeschreibung des Tierkreiszeichens Jungfrau zu sehen. In Wahrheit sind wir Menschen immer Mischtypen aus allen 12 astrologischen Qualitäten, wobei die Gewichtung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Daher kann es auch sein, dass so manche Jungfrau-Sonne dieser archetypischen Beschreibung nicht entspricht – das ist von Fall zu Fall anhand des Horoskops erkennbar!
Wenn die Sonne das Tierkreiszeichen Jungfrau betritt, merkt man schon deutlich, dass die Tage wieder kürzer werden und der Sommer sich dem Ende zuneigt. Die große Hitze des Feuerzeichens Löwe ist vorbei, jetzt geht es wettermäßig eher moderat als hitzig zu. Der Altweibersommer verwöhnt uns mit angenehmen Temperaturen und ruhigem Wetter.
Diese moderate Qualität des Wetters kann man durchaus auch dem Tierkreiszeichen Jungfrau zuschreiben, welches als Erdzeichen deutlich vernünftiger und nutzenorientierter als der lebhafte, unbekümmerte Löwe agiert. Während die Sonne im August voller Kraft leuchtet und die Natur sich in aller Fülle zeigt, kündigen die kürzer werdenden Tage davon, dass der Winter in ein paar Monaten vor der Tür steht. Es wird Zeit, sich nach all dem Feiern und Urlaub der Löwe-Zeit wieder den Notwendigkeiten des Lebens zu widmen. Daher ist es auch sehr stimmig, dass mit dem Schulbeginn auch der Alltag wieder in unser Leben Einzug hält. Jetzt steht Pünktlichkeit, Ordnung und Pflichterfüllung wieder auf dem Tagesplan.
Ende August ist nun auch die Zeit, die Ernte einzuholen, das Obst zu Marmelade zu verkochen und das Gemüse für die karge Winterzeit einzulagern. Dazu muss das Obst und Gemüse sehr genau auf Druckstellen oder faulende Stücke hin untersucht werden, da andernfalls die gesamte Ernte verloren gehen könnte oder die Lebensmittel eine gesundheitsschädigende Wirkung haben könnten. Das eingelegte Gemüse wird feinsäuberlich und unter hygienischen Bedingungen eingemacht, sodass es in kleinen rationierten Portionen über den Winter verzehrt werden kann.
Diese Fähigkeit zur präzisen Analyse, zur Liebe für das Detail und die Kosten-Nutzen-Orientierung (immerhin ist auch der Speicher nicht endlos groß, also sollten nur die besten Stücke eingelagert werden!) sind für Aufgaben dieser Art von unschätzbarem Wert, stellen sie doch sicher, dass der bevorstehende Winter überstanden werden kann. Da ihr Überleben von dieser Vorsicht abhängig ist, achtet die Jungfrau auch sehr genau darauf, was sie an Essen zu sich nimmt, was gesund ist und möglichst naturbelassen. Ungesunde Nahrung oder emotionaler Stress schlagen sich bei ihr schnell auf Magen oder Darm, weshalb sie gelernt hat, bei der Nahrungsaufnahme Vernunft statt reine Lust walten zu lassen – sie weiß einfach, was ihr guttut und was nicht. Auf ungünstige Nahrung zu verzichten fällt ihr eher leicht, da Maßlosigkeit ihr naturgemäß nicht liegt.
Zu den größten Stärken der Jungfrau zählt ihre Fähigkeit, vorausschauend zu denken und effizient zu handeln. Während der neugierige Zwilling fragt „Wie geht das?“ (einfach, um es zu wissen und mitreden zu können), fragt die pragmatische Jungfrau „Wofür brauch ich das? Wie kann ich das anwenden?“. Reines Theoriewissen nutzt ihr nichts, solang sie nicht weiß, wie sie es ganz praktisch umsetzen kann. Als Erdzeichen geht es ihr eben auch darum, ihr Wissen „auf den Boden“ zu bringen und „materiell“ verfügbar zu machen. Praxistauglichkeit und Nützlichkeit sind leitende Werte für sie.
Sie liebt es überhaupt, sich nützlich zu machen. Ihre Fähigkeiten zu nutzen, um andern zu helfen, ihnen praktisch zur Hand zu gehen und hilfreich anzupacken – dort fühlt sich die Jungfrau gut aufgehoben. Emotionale Zuwendung ist als Erdzeichen nicht so ihre Stärke, dafür ist sie zu nüchtern, analytisch und pragmatisch veranlagt.
Durch ihre Fähigkeit, auf die kleinen Dinge im Leben zu achten, fällt ihr einfach jedes Detail auf – und vor allem fällt ihr jeder Fehler auf. In ihrem Bestreben, möglichst keine Fehler zu machen (denn Fehler machen bedeutet die Kontrolle zu verlieren!), steht sie daher schnell auch mit Rat und Tat zur Fehlerkorrektur parat. Schwierig wird es nur, wenn sie nur noch die Fehler sieht und sich ständig bemüßigt fühlt, ihr Umfeld darauf hinzuweisen. Sie meint es ja gut – leider sieht das ihr Gegenüber oft anders und fühlt sich kritisiert oder bekommt den Eindruck, dass die Jungfrau permanent nur nörgelt und jammert. In Wirklichkeit will sie jedoch nur aufzeigen, wo Einsparungspotential oder Optimierungsmöglichkeiten gegeben sind.
Für heute verlassen wir das Theater, nächstes Mal gehen wir mit der Waage in die Oper!