In den vorigen Teilen dieser Serie haben wir bisher die Bühnenbilder von Widder (1. Teil der Serie) bis Jungfrau gesehen. Nun geht es mit der Waage weiter. Doch diesmal gehen wir nicht ins Theater, sondern in die Oper!
Inhaltsverzeichnis
Bühnenbild für die Waage
Bereits vor der Oper fällt es auf, spätestens im Gebäude ist es aber eindeutig klar: hier geht es sehr kultiviert zu. Die Damen tragen ihren besten Schmuck und sind in ihren schwingenden, raffinierten Kleidern sehr schön anzusehen, manche haben auch ihre Haare geradezu kunstvoll hochdrapiert. Auch die Herren sind in ihren Anzügen sehr schick gekleidet, alles wirkt sehr geschmackvoll, elegant und gepflegt. Die Konversation ist leicht, freundlich und so manch einer unterhält seine charmante Begleitung mit geistreichen Bemerkungen, da und dort kann man bei einer Begrüßung einen galanten Handkuss beobachten. Die Stimmung ist harmonisch entspannt, die Stimmen sind leicht gedämpft. Beim Eingang in den Saal stehen die Menschen Schlange. Aber auch hier geht es sehr rücksichtsvoll zu: taktvoll und höflich lassen die Herren die Damen vorausgehen, jeder verhält sich zuvorkommend und friedfertig.
Plötzlich hören wir, wie in einer Ecke laute Worte fallen, als zwei Männer in Streit zu geraten drohen. Sofort ist ein Ordnungshüter zur Stelle, der auf diplomatische, diskrete Art versucht, zwischen den beiden zu vermitteln und so die Stimmung auszugleichen. Und tatsächlich – nach wenigen Augenblicken hat sich die Unruhe gelegt – und wir können nun endlich auch den Opernsaal betreten.
Auch hier ist die ästhetische Ausgewogenheit in der wunderschönen Architektur bemerkbar, die Freude an der kulturellen Veranstaltung ist allgemein spürbar. Und auch wir lassen uns von den lieblichen Klängen und den künstlerischen Darbietungen der Oper einfangen und genießen den stilvollen Abend.
Wer nun die Sonne in Waage in seinem Geburtshoroskop hat, wird sich mit obiger Beschreibung eventuell ein Stück weit wiedergefunden haben.
Sonne in Waage – der kultivierte Held liebt es harmonisch
Kleine Anmerkung vorweg: diese Beschreibung betrifft nur „Sonne in Waage“. Da ein Horoskop jedoch aus vielen Komponenten besteht, ist diese Beschreibung nur als reine Typenbeschreibung des Tierkreiszeichens Waage zu sehen. In Wahrheit sind wir Menschen immer Mischtypen aus allen 12 astrologischen Qualitäten, wobei die Gewichtung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Daher kann es auch sein, dass so manche Waage-Sonne dieser archetypischen Beschreibung nicht entspricht – das ist von Fall zu Fall anhand des Horoskops erkennbar!
Wenn die Sonne um den 23. September herum das Tierkreiszeichen Waage betritt, ist Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktium = von lateinisch aequus ‚gleich‘ und nox ‚Nacht‘) und damit Herbstbeginn. Ab diesem Tag sind die Tage kürzer als die Nächte, bis zum Winterbeginn (ca. am 21.12.) schwindet das Sonnenlicht von Tag zu Tag immer mehr, die dunkle Jahreszeit steht bevor.
Beginnend mit der Waage folgen nun die 6 Tierkreiszeichen, die zunehmend stärker auf das Du, das „Außen“ an sich und schließlich auf die Gesellschaft fokussiert sind. Es geht zunehmend weniger um mich als Einzelwesen zugunsten eines Zusammenlebens in der Partnerschaft und letztlich in der anonymen Gesellschaft, in welcher wir leben.
Waage-betonte Menschen kennen das: ohne ein DU, auf welches man sich beziehen kann, macht das Leben einfach weniger Spaß! Sie lieben die Liebe und fühlen sich erst in Beziehungen richtig wohl.
Das Prinzip der Waage wird von Martin Buber besonders schön formuliert: „Am Du werden wir erst zum ich“. Dabei geht es hier nicht nur um Liebesbeziehungen, sondern um jeden Kontakt mit dem Du, dem „Anders-artigen“, durch welchen wir zunehmen erkennen, wer wir selbst sind. Das „Du“ fungiert uns als Spiegel, in welchem wir uns selbst erkennen können.
Die Waage ist das Tierkreiszeichen, welches dem Widder im Tierkreis gegenüber liegt – und somit genau für gegensätzliche Werte steht: wo Widder auf Durchsetzung pocht, sucht die Waage den Kompromiss; wo Widder in die Aktion geht, wartet Waage ab und lässt mal den anderen machen; wo Widder in Konkurrenz steht, sucht Waage das Gemeinsame und Verbindende. Sie sucht den Ausgleich zwischen den Extremen, sucht nach Lösungen, bei welchen beide Parteien ihr Gesicht wahren können und ist so auf der Suche nach Win-Win-Situationen.
In ihrem Wunsch nach Harmonie und Frieden ist sie bereit, die Meinung des andern gelten zu lassen, seinen Standpunkt einzunehmen und – als Luftzeichen – geistige Impulse zu setzen, um neue Lösungen zu finden. „Man kann doch über alles reden“ – so ist ihre Devise. Sie liebt das Schöne, das Kultivierte und hat ein besonderes Auge für Ästhetik und Balance. Mode, Kosmetik und die „schönen Künste“ ziehen sie daher besonders an. Und sie selbst ist ebenfalls eine wahre Künstlerin!
In ihrer Gewaltlosigkeit lehnt sie das „Widder-hafte“ – die Gewalt, die Rohheit, die Grobschlächtigkeit – absolut ab – und wird gerade dadurch im Außen immer wieder damit konfrontiert! Wo Streit entbrennt, schlichtet sie; wo Krieg droht, vermittelt sie, um den Frieden zu erhalten; aber anstatt anzugreifen, verteidigt sie ihre Position.
Doch wie jedes Tierkreiszeichen hat auch die harmoniebedürftige Waage ihre Schwächen: sie tut sich einfach schwer, jemandem einen Wunsch abzuschlagen, sagt Ja, wo sie eigentlich Nein sagen möchte. Aus Angst, den anderen zu verletzen oder vor den Kopf zu stoßen, verbiegt sie sich eher, als den anderen zu brüskieren, gibt nach und verleugnet ihre eigenen Wünsche. Und manchmal wird sie dadurch selbst „künstlich“ – zu lieb, zu nett, zu gefällig, … aber irgendwie nicht mehr authentisch, nicht mehr echt und natürlich.
Sonne – als unser zentrales Ich-Bewusstsein – in Waage bedeutet auch, dass es gar nicht so einfach ist, zu diesem ICH zu kommen; wenn ich mich immer nur nach dem DU richte, wie kann ich dann erfahren, wer ich selbst eigentlich bin, was ich selbst eigentlich will? Es ist ein bisschen wie im Film „Die Braut, die sich nicht traut“: sie mag ihr Frühstücksei wie ihr jeweiliger Partner – aber wie sie ihr Frühstücksei eigentlich selbst mag, kann sie gar nicht sagen.
Die größte Fähigkeit der Waage besteht darin, sich in den anderen hinein zu versetzen und seine Sichtweise zu verstehen. Sie macht unsere Welt auch auf so vielfältige Art besser: durch Kunst in Form von Bildern, Skulpturen, Schauspielerei und Gesang, durch ihre diplomatischen Lösungen und nicht zuletzt durch das liebevolle, rücksichtsvolle Miteinander!
Nächstes mal gehen wir mit dem Skorpion wieder ins Theater.