Als Anfänger in der Astrologie stürzen sich die meisten gern auf Detail-Konstellationen im Horoskop: da steht die Sonne im 3. Haus, der Mond in den Fischen oder Mars macht so einen spannenden Aspekt mit Pluto und Jupiter. Und so beginnt man, diese Details zu deuten und wundert sich am Ende, warum man zwar viele Einzelteile hat, aber das ganze Bild irgendwie immer noch nicht erkennen oder gar deuten kann.

Für den Einstieg in die Deutung eines Horoskops (ob als Anfänger oder auch Fortgeschrittener) empfiehlt es sich, zunächst mit einem recht groben Überblick zu beginnen, bevor man sich den einzelnen Planeten, Aspekten und Häusern im Detail zuwendet. Oft genug sind vor allem Astrologie-Einsteiger dann sehr erstaunt, was allein schon aus dieser überblicksartigen Herangehensweise aus dem Horoskop herausgelesen werden kann!

Der Überblick liefert zusätzliche Informationen

Stell Dir vor, Du willst eine Stadt erkunden. Du kannst dazu die einzelnen Straßenzüge durchstreifen, entdeckst hier einen Park, dort eine Zugstrecke oder eine Autobahn, hier einen Platz und dort die kleinen Gassen. Du wirst auf diese Art viele kleine Winkel und Facetten dieser Stadt erkunden, aber möglicherweise wenig Orientierung haben, wo Du Dich gerade befindest und verlierst Dich so quasi im Detail.

Wenn Du nun aber auf einen hohen Turm in dieser Stadt steigst, kannst Du die ganze Stadt unter Dir erkennen. Du siehst, wie der Fluss die Stadt gliedert, erkennst hier große Grünflächen und dort das Finanzzentrum, hier das Villenviertel oder dort die Marktgegend.

Dieser Überblick verschafft Dir also eine zusätzliche Orientierung, wenn Du nun in die Gassen der Stadt eintauchst.

Und genauso können wir das auch mit dem Horoskop machen.

Denn streng genommen ist es sogar so, dass man durch den Überblick Informationen gewinnen kann, welche weit mehr sind als die Summe der einzelnen Horoskop-Faktoren! Sprich, diese Betrachtung liefert zusätzliche Informationen, welche aus den Einzelkonstellationen nicht hervor geht. Bei einer Radix-Interpretation macht es daher Sinn, den Blick auch immer wieder auf das ganze Bild zu weiten.

Eine Möglichkeit, sich so einen Überblick zu verschaffen, ist die Betrachtung der Planetenverteilung in den Horoskop-Hälften, den sogenannten Hemisphären.

Entstehung der Hemisphären

Ein Horoskop besteht aus einem Kreis – dem Tierkreis – und den 2 sogenannten Hauptachsen: der Horizont-Linie, welche (in den meisten Grafiken) waagrecht als AC-DC-Achse dargestellt wird, und der Meridian-Linie, welche als MC-IC-Achse den Kreis in senkrechter Form teilt.

Obere und untere Hemisphäre

Die AC-DC-Achse stellt den Horizont dar und wird meist waagrecht eingetragen, da wir den Horizont ebenfalls als waagrecht erleben. Am Aszendenten steigt der Tierkreis über den Horizont nach oben, am Deszendenten fällt er unter den Horizont. Alles, was sich über der AC-DC-Linie befindet, steht somit auf der Tag-Hälfte des Horoskops, alles darunter steht auf der Nacht-Hälfte. Steht im Horoskop die Sonne oberhalb der AC-DC-Linie, so handelt es sich um eine Tag-Geburt – die Sonne war zum Zeitpunkt der Geburt über dem Horizont sichtbar. Bei einer Nachtgeburt steht die Sonne unterhalb der AC-DC-Linie.

Der Horizont teilt damit das Horoskop in eine obere und in eine untere Hälfte – und somit in eine obere und eine untere Hemisphäre.

Linke und rechte Hemisphäre

Der Längenmeridian ist eine Verbindungslinie, welche den Nordpol der Erde mit dem Südpol verbindet und durch den Aufenthaltsort des Horoskops verläuft. Er wird als MC-IC-Linie im Horoskop eingetragen und teilt das Horoskop in eine linke und eine rechte Hemisphäre. Die linke Horoskop-Hälfte ist daher jene Seite, auf welcher sich der Aszendent befindet, die rechte Hälfte jene des Deszendenten.

Durch diese beiden Hauptachsen entstehen somit 4 Hemisphären, die nun gedeutet werden können:

  • obere und untere Hemisphäre – gebildet durch den Horizont
  • linke und rechte Hemisphäre – gebildet durch den Meridian

Welche Faktoren werden denn gedeutet?

Für einen ersten Überblick empfiehlt es sich, bestimmte Faktoren zu berücksichtigen und manche außen vor zu lassen, da es sich dabei um Ergänzungen handelt! Hier lautet die Empfehlung ganz klar: „Keep it simple!“

Bei der Planetenverteilung zu berücksichtigen sind daher: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, gern auch Chiron, wenn Du damit arbeitest.

Nicht berücksichtigen würde ich: Lilith (da sie kein Planet, sondern ein berechneter Punkt ist), die Mondknoten (da sie ebenfalls eine Achse darstellen!), den Glückspunkt (ebenfalls ein berechneter Punkt) oder weitere Faktoren, die es in einem Horoskop ggf. noch zu sehen gibt (je nachdem, was Du Dir in der Grafik anzeigen lässt).

Deutung der Hemisphären

Kommen wir damit zur Deutung der 4 Horoskop-Hemisphären. Um diese Deutung noch etwas klarer zu beschreiben, ziehen wir auch die Bedeutung der Quadranten mit ein.

Bedeutung der Quadranten

Beide Achsen (Horizont und Meridian) zusammengenommen teilen den Horoskop-Kreis in 4 Teile:

  • der 1. Quadrant liegt unter dem Horizont auf der linken Seite
  • der 2. Quadrant liegt unter dem Horizont auf der rechten Seite
  • der 3. Quadrant liegt über dem Horizont auf der rechten Seite
  • der 4. Quadrant liegt über dem Horizont auf der linken Seite

Jeder Quadrant hat eine sehr spezielle Bedeutung und dazu gäbe es sehr viel zu sagen. Für unsere Betrachtung soll es hier nun aber genügen, folgende Faktoren für diese 4 Quadranten heranzuziehen (die Deutung der Quadranten ist damit bei weitem nicht vollständig!):

1. Quadrant – Willensquadrant: Was will ich im Leben umsetzen? Welches Ziel will ich aus mir heraus erreichen? Hier spielen Autonomie und Unabhängigkeit sowie die eigenen Ziele im Leben eine große Rolle

2. Quadrant – Emotionaler Quadrant: Dieser Quadrant orientiert sich an den aktuellen Gefühlen, also der eigenen Laune. Hier ist viel Kreativität und Schöpferdrang zu finden, aber auch der Wunsch nach Bewunderung durch andere

3. Quadrant – Mentaler Quadrant: hier gilt die Aufmerksamkeit einem unmittelbaren DU, einem anderen Menschen, mit dem ich mich austauschen kann. Dieser Quadrant orientiert sich am DU und ist sehr ungern allein

4. Quadrant – Leistungsquadrant: hier spielen Regeln und Normen der anonymen Gesellschaft eine große Rolle. Dieser Quadrant will seinen Beitrag leisten zur Gesellschaft bzw. orientiert sich an dem, was „man“ tut, unabhängig von eigenen Bedürfnissen

Aufgabenorientierung versus Menschenorientierung

Der Meridian teilt das Horoskop in einer senkrechten Linie in eine linke und eine rechte Horoskop-Hälfte. Der Meridian kann dabei auch nach links oder rechts geneigt sein und muss nicht immer genau senkrecht stehen – das hat astronomische Gründe (Stichwort: Schrägstellung der Erdachse) und beeinflusst die Deutung nicht.

Linke Hemisphäre

Links vom Meridian (also links von der MC-IC-Achse) befindet sich auch der Aszendent, der „ICH-Punkt“ im Horoskop, weshalb eine Betonung dieser Horoskop-Hälfte auf eine Ich-Orientierung bzw. Aufgabenorientierung hinweist.

Die linke Hemisphäre umfasst den 1. und den 4. Quadranten, und verbindet damit die Willenskraft mit einer hohen Leistungsbereitschaft jenseits der individuellen Bedürfnisse. Bei Projekten besteht hier eine große Zielorientierung, wo es darum geht, die Aufgabe zu lösen. Auf emotionale Befindlichkeiten (2. Quadrant) oder Wünsche vom DU (3. Quadrant) wird hier nicht eingegangen, die Aufgabenerfüllung steht im Vordergrund, mitmenschliche Belange sind zweitrangig.

Rechte Hemisphäre

Rechts vom Meridian (also rechts von der MC-IC-Achse) befindet sich auch der Deszendent, der „DU-Punkt“ im Horoskop, weshalb eine Betonung dieser Horoskop-Hälfte auf eine DU-Orientierung bzw. Menschenorientierung hinweist.

Die rechte Hemisphäre umfasst den 2. und den 3. Quadranten, und verbindet damit das Emotionale und die Ausrichtung auf ein DU. Hier spielen die emotionale Zugehörigkeit und ein gutes, harmonisches Miteinander eine große Rolle. Bei Projekten wird diese Betonung immer darauf achten, wie die Stimmung ist und der Umgang mit anderen sich gestaltet. Die Zielerreichung gerät eher in den Hintergrund zugunsten des emotionalen Wohlbefindens und einer guten Zusammenarbeit.

Subjektive versus objektive Ausrichtung

Untere Hemisphäre

Unterhalb des Horizonts (also unter der AC-DC-Achse) finden wir den 1. und den 2. Quadranten, also Willenskraft und Emotionalität. Beides zusammen bildet eine sehr subjektive Grundhaltung dem Leben gegenüber.

Bei allem, was mir passiert, bin ich eher damit beschäftigt, was es mit mir macht und wie ich es zur Erreichung meiner Ziele nutzen kann. Die große Gesellschaft dort draußen interessiert mich nicht zwingend, ich bin eher mit mir und meinen eigenen Themen beschäftigt. Dieser Hemisphäre fällt es sehr schwer, eine objektive Distanz zu den Dingen einzunehmen, bezieht sie doch alles auf sich selbst, ist so quasi „mittendrin und live dabei“ anstatt außen vor.

Bei dieser Hemisphäre liest man manchmal auch, dass es die „unbewusste“ Horoskop-Hälfte ist. Ich sehe das anders: ich bin hier mehr mit meinem Inneren beschäftigt, was nach außen hin nicht zwingend sichtbar werden muss (unsichtbar, wie alles, was unter dem Horizont liegt).

Obere Hemisphäre

Oberhalb des Horizonts (also über der AC-DC-Achse) finden wir den 3. und den 4. Quadranten, also Du-Orientierung und Leistungsbereitschaft der Gesellschaft gegenüber. Beides zusammen bildet eine eher objektive Grundhaltung dem Leben gegenüber.

Dem 3. und dem 4. Quadranten gemeinsam ist, dass ich meine Orientierung eher im Außen – beim Du bzw. bei der Gesellschaft an sich – habe. Meine persönlichen Belange treten in den Hintergrund, ich habe meinen Fokus stärker auf dem, was von mir verlangt wird: direkt von anderen Menschen (3. Quadrant) oder von der anonymen Gesellschaft an sich (was „man“ eben tut, hat, sein soll, …). Damit steht hier die Frage „Wie kann ich anderen nützen“ eher im Vordergrund. Auch kann man bei dieser Hemisphären-Betonung leichter ein Stück zurücktreten, sich selbst zurück nehmen und die Dinge etwas objektiver betrachten.

Keine Wertung, bitte!

Abschließend soll hier noch betont werden, dass jede Verteilung im Horoskop ihre Richtigkeit hat! Jede Seele will etwas anderes lernen und zum Leben gehören alle Facetten des Tierkreises dazu. So darf die eine Seele vielleicht endlich lernen, sich selbst wichtig zu nehmen und die eigenen Ziele mit Kraft und Nachdruck verfolgen, während eine andere Seele endlich lernen darf, sich auf jemanden anderen einzulassen und sich dem DU zuzuwenden. Wie immer in der Astrologie gilt: es gibt nichts zu bewerten, sondern nur etwas zu beschreiben!

Aktuelle Kurstermine

Am 2. Jänner 2025 startet der neue Kurs Das 1×1 der Astrologie – Grundlagen der Horoskopdeutung. In diesem Online-Kurs erlernst Du ohne jedes Vorwissen astrologisch fundiertes Basiswissen, um die wesentlichen Punkte eines Horoskops strukturiert und sicher deuten zu können. Anmeldung ist jetzt geöffnet!

Im Herbst 2025  startet der neue Grundkurs der Diplomausbildung (online). Diese Ausbildung ist die richtige, wenn Du richtig tief in die Astrologie eintauchen willst und vielleicht auch mal andere Menschen beraten willst. Wochenendkurs, online, 1 x im Monat.

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