In den vorigen Teilen dieser Serie haben wir bisher die Bühnenbilder von Widder (1. Teil der Serie) bis Waage gesehen. Nun geht es mit dem Skorpion weiter. Und im Theater wird es diesmal düster und mystisch!
Inhaltsverzeichnis
Bühnenbild für den Skorpion
Als der Vorhang sich hebt, sehen wir ein Bühnenbild in schwarz-weiß und blutrot, welches eine düstere, mystische und geheimnisvolle Atmosphäre erzeugt. Alles liegt im Halbdunkel, zwischendurch nur von grellen Lichtblitzen durchzuckt. Die Stimmung wirkt gespenstisch und beklemmend.
Die Handlung dreht sich um alles, was das Leben intensiv spürbar macht: es geht um leidenschaftliche und kompromisslose Hingabe an eine Idee, extreme Gefühlstiefe und Obsessionen und um dunkle Machenschaften. Der Held des Stückes – zu Beginn ein skrupelloser und verruchter Politiker – wird durch gefährliche Intrigen in ein schicksalshaftes Geschehen gezogen, dem er unentrinnbar und letztlich ohnmächtig ausgeliefert ist. Mord, Gier, Eifersucht, Hass, Rache und sexuelle Obsessionen – die Story lässt keine der tiefen, verborgenen und verdrängten Seiten der menschlichen Seele aus.
Schließlich durchlebt er eine zwingende Krise, die in tiefgründig und vollständig wandelt. In seiner tiefsten Not entdeckt er, welche seelische Kraft in ihm steckt, und es gelingt ihm, seine zerstörerische Art abzulegen. Er erkennt, dass es seine eigenen kompromisslosen Vorstellungen und zwanghaften Ideen waren, mit welchen er sich sein Leid erschaffen hat.
Er entdeckt, wie er seine suggestiven und magischen Kräfte heilend und zum Wohl der Menschen einsetzen kann, und erlebt, dass er durch die transformierende Kraft seiner Seele jede Krise überwinden kann. Was bleibt, ist ein machtvoller Mensch, der geläutert sein Schicksal annimmt.
Wer nun die Sonne in Skorpion in seinem Geburtshoroskop hat, wird sich mit obiger Beschreibung eventuell ein Stück weit wiedergefunden haben.
Sonne in Skorpion – der leidenschaftliche Held liebt die Tiefe
Kleine Anmerkung vorweg: diese Beschreibung betrifft nur „Sonne in Skorpion“. Da ein Horoskop jedoch aus vielen Komponenten besteht, ist diese Beschreibung nur als reine Typenbeschreibung des Tierkreiszeichens Skorpion zu sehen. In Wahrheit sind wir Menschen immer Mischtypen aus allen 12 astrologischen Qualitäten, wobei die Gewichtung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Daher kann es auch sein, dass so manche Skorpion-Sonne dieser archetypischen Beschreibung nicht entspricht – das ist von Fall zu Fall anhand des Horoskops erkennbar!
Während im Altweibersommer die Wälder sich in ihrer größten Farbenpracht präsentieren und damit gut zur künstlerischen Waage passen, verändert sich die Qualität Ende Oktober und Anfang November dramatisch: nun ist der Tod in der Natur offensichtlich! Blätter sterben ab und liegen verrottend am Boden, alles ist nass, düster, nebelverhangen. Wenig Sonne durchbricht diese Metamorphose, die Wandlung vom Leben zum Tod. Auch die Tage „sterben“ – das Sonnenlicht wird deutlich wahrnehmbar weniger, die Nächte werden dafür rasant länger.
Passend zu dieser Jahreszeit fallen nun auch die rituellen Feiertage aus. Mit Allerheiligen und Allerseelen am 1. und 2. November gedenken wir den Toten, die Friedhöfe sind um diese Zeit besser besucht als sonst das ganze Jahr über. Wir gedenken den Ahnen und erinnern uns an die eigene Vergänglichkeit.
Während andere Tierkreiszeichen für Lieblichkeit (Stier) oder Lebensfreude (Löwe) stehen, verabscheut Skorpion alles Oberflächliche, leicht dahin gesagte, weil er instinktiv spürt, dass es um mehr geht, und dass das Leben endlich ist. Er will hinter die schönen Fassaden (Waage) blicken und sehen, was wirklich darunter liegt, welcher Schmerz, welche Wunde hier schwärt, will an das Wahrhaftige hinter dem Vordergründigen. Daher bohrt er mit einem gewissen Misstrauen in die Tiefe, gräbt und sucht im Geheimen, lugt in jedes finstere Eck – immer auf der Suche nach dem Echten. Mit untrüglichem Gespür hat er einen extrem feinen Riecher dafür, wenn etwas faul ist (tatsächlich wird die Nase und der faule Geruch dem Skorpion zugeordnet!) – und dann schlägt er seinen sprichwörtlichen Stachel in den wunden Punkt. Wie ein Chirurg, der eine Wunde aufschneidet, damit der tödliche Eiter den Körper verlassen kann und die Wunde abheilen kann, findet Skorpion den „wunden Punkt“, in welchen er hineinsticht. Klar, dass der so Getroffene das meist wenig lustig findet – aber tatsächlich hätte er die Chance, durch diesen Stich eine bereits zuvor existierende (!) Wunde in seinem Inneren zu öffnen, um sie heilen zu können.
Skorpion, als fixes Wasserzeichen, zeigt an, dass es um „festgefahrene“ Emotionen geht, um Themen, die uns seelisch unter die Haut gehen, die wir daher nicht so einfach loslassen können. So gehören zum Beispiel auch Tattoos zum Skorpion: Bilder (Vorstellungen) die unter die Haut gestochen werden und die wir nicht mehr so leicht loslassen können. Und wenn, bleiben Narben… die ebenfalls zum Skorpion gehören.
Durch diese seelische Fixierung auf eine bestimmte Vorstellung lassen leidenschaftliche Kompromisslosigkeit und ein „Besessen sein“ von einer Idee uns ein Ziel mit tiefster Hingabe verfolgen – und nicht selten sind wir bereit, dafür bis zum Äußersten zu gehen und dafür alles zu opfern! Ob der Preis zu hoch ist, stellt sich oft erst im Nachhinein heraus.
Es sind unsere festen Vorstellungen, die uns antreiben – und manchmal sind es auch die Vorstellungen unserer Ahnen, welche wir unbewusst übernehmen und in deren Dienst wir uns stellen. Die Qualität des Skorpion hat viel damit zu tun, dass verdrängte, unerlöste Themen aus der Familiensippe einen inneren Druck erzeugen können, einen unwiderstehlichen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Das Thema Fremdbestimmung, Tod und Loslassen sowie Ohnmacht dem eigenen Schicksal gegenüber ist daher eng mit Skorpion verbunden. Je nachdem, wie man damit umgeht, kann es gelingen, die Ohnmacht in Macht zu transformieren, das Leid der Sippe zu heilen, und die Stärke der eigenen Seele zu erkennen. Diese Transformation, diese Wandlung, muss dazu tief in unserer Seele stattfinden – oft genug benötigt es dazu erst den entsprechenden Druck von außen, welcher sich in Form von extremen Krisen äußern kann. Psychotherapie, systemische Familienaufstellungen, magische oder schamanistische Rituale und andere Formen von geistigen Heilritualen können dabei helfen, den Schmerz und das Leid, welches oft von Generation zu Generation weitergegeben wurde, zu lindern oder aufzulösen.
Im Skorpion geht es nun also um die Auseinandersetzung mit dem Tod, der Vergänglichkeit und den Dingen, welchen wir ohnmächtig ausgeliefert sind. Geschichten wie Mary Shelleys „Frankenstein“ oder „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal passen gut zu Skorpion und zeigen Facetten dieses Themas.
Spannendes Detail am Rande: sowohl bei Mary Shelley als auch bei Hugo von Hofmannsthal findet sich das Skorpion-Thema ihn den Horoskopen durch den Planeten Pluto, der mit dem Tierkreiszeichen Skorpion wesensverwandt ist. Mary Shelleys Horoskop weist als passende Konstellationen Sonne Opposition Pluto, Mond Sextil Pluto und Pluto Konjunktion MC auf. Vor allem Pluto am MC zeigt, dass sie mit einem Thema, welches zu Skorpion und Pluto passt, in der Öffentlichkeit und lange über ihren Tod hinaus bekannt ist. Bei Hugo von Hofmannsthal, dessen Geburtszeit nicht gesichert ist, finden wir das skorpionische Thema durch Sonne Quadrat Pluto angezeigt.
Kein anderes Tierkreiszeichen ist seelisch so stark und regenerationsfähig wie der Skorpion! Wie Phönix aus der Asche steigt er nach jeder Krise, nach jedem Rückschlag gestärkt und mächtiger als zuvor wieder auf. Mit unglaublicher Zähigkeit und Beharrlichkeit verfolgt er seine Ziele, sein Motto lautet „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!“